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Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Tue Oct 05, 2010 7:53 pm
by sturgess66
And more from "howtomakeitavailable" -
"Avalanche"
http://www.youtube.com/watch?v=xaw8SsPaRhk
"I Tried To Leave You" - love the look on Leonard's face at the very beginning "I tried to leave you" -
Yo - Dino!!
http://www.youtube.com/watch?v=5yWHtd7Xxtg
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Tue Oct 05, 2010 8:12 pm
by neo
Die Dinge haben sich geändert. Als dieser Tage Leonard Cohen und seine Band in Stuttgart gastierten und zum Schlossgarten gingen, fragte einer der Musiker erschrocken: Jesus, was machen die vielen Militärs im Park, ist in Deutschland Krieg?
(Things have changed. When Leonard Cohen and his Band were visiting Stuttgart and were strolling to the Schlossgarten one of the musicians asked: Jesus, what's all the military doing in the park? Is Germany at War?)
Comment from Joe Bauer, Was soll man machen?, Stuttgarter Nachrichten, Oct. 5th 2010
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 558b8.html
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Fri Oct 08, 2010 1:24 am
by neo
Leonard Cohen in Stuttgart
Geraunte Beschwörungsformeln
Michael Werner, veröffentlicht am 02.10.2010
Stuttgart - Als Leonard Cohen vor ein paar Jahren sein Zen-Kloster verließ, um wieder auf die Bühnen zu steigen, denen er lange zuvor den Rücken gekehrt hatte, da war von finanziellen Gründen die Rede. Mittlerweile scheinen es vor allem die guten Geister zu sein, die er selbst vierzig Jahre lang zahlreich in seinem Werk einquartiert hat, die ihm nun so viel Freude bereiten, dass er gar nicht mehr von der Bühne herunter will. So beseelt, so beglückt singt der heitere Mann mit dem schwarzen Hut in der Stuttgarter Schleyerhalle mit seinem wildledernen Bariton.
Leonard Cohen kokettiert nicht mit seinen 75 Jahren
Geflüsterte, gehauchte, geraunte Meditationen auf der Basis seiner unvergleichlich bilderreichen Songs sind es, mit denen der kanadische Songwriter die 8.500 Menschen in der nahezu ausverkauften bestuhlten Schleyerhalle bannt. Beschwörend rau und dunkel klingt dabei Leonard Cohens Stimme. Nur einmal entfleucht sie in lichte Höhen: „Hallelujah“ heißt bezeichnenderweise das Lied, in dem davon die Rede ist, dass einer versuchte zu berühren, weil er nicht mehr fühlen konnte. Da geht dieses großartige, beglückende Konzert gerade in seine vierte Stunde.
Zeit ist kostbar für einen Mann, der jetzt endlich so alt ist, wie seine Stimme immer schon geklungen hat. Leonard Cohen kokettiert nicht mit seinen 75 Jahren. Doch er flechtet sie auf sehr kunstvolle Weise in seinen fantastischen Traumkosmos ein: Als er „I’m your man“ gurrt, den Titelsong seines gleichnamigen erotomanen Albums aus dem Jahr 1988, da dichtet Cohen die Maske eines alten Mannes ins Lied, die er der Liebe wegen – so bekundet er – jederzeit tragen würde. Dazu lüpft er den Hut – und altert tatsächlich.
Die Zeile mit dem alten Mann ist symptomatisch dafür, wie beflügelt Leonard Cohen in Stuttgart Liedern, die größtenteils zwanzig bis gut vierzig Jahre auf dem Buckel haben, neues Leben einhaucht. Gleich zu Beginn seines Konzert gelingt ihm so ein magischer Sog: „Ain’t no Cure for Love“ zerdehnt er virtuos, er bricht das Lied wie Brot und setzt die Krumen bluesig groovend neu zusammen. Gleich drauf wird „Like a Bird on a Wire“ zu einer Hommage an die Entschleunigung. Dann gibt er „Everybody knows“ mit irrwitziger Phrasierung und melodiöser Ausflugslust. „Jeder weiß, dass der Deal faul ist“, heißt es in diesem lakonischen Geniesteich, „der alte, schwarze Joe zupft immer noch Baumwolle für deine Schleifen.“
Cohen wählte immer schon den sanften Weg
Dass Leonard Cohen mittlerweile aussieht wie die Idealbesetzung des distinguierten Paten in einem guten Mafiafilm, macht seine Lebensbeschreibungen nur noch eindringlicher. Dass er beim Singen seine Augen zu undurchdringlichen Schlitzen verengt, macht den Weg nach Innen um so plausibler. Manchmal, bei der bewegend hingebungsvollen Version seiner Erinnerungsballade an Janis Joplin, „Chelsea Hotel # 2“, etwa, illustriert Leonard Cohen sein Sichversenken im Kniehen auf der Bühne. Es gibt nicht viele Songwriter, denen die Kunst gelungen ist, sich mit Liedern eine eigene Welt aus vollkommener Schönheit zu zimmern, in die das Publikum nach Belieben eintauchen darf.
Die magischen Beschwörungsformeln des gitarrespielenden Poeten werden in Stuttgart bei glasklarem Sound von einer exquisiten Band befeuert. Was die Gitarristen Javier Mas und Bob Metzger an virtuoser Zärtlichkeit beisteuern, was Dino Soldo an der Klarinette, am Saxofon und an der Mundharmonika von der Sehnsucht erzählt, und was der Bassist Roscoe Beck an Leidenschaft generiert, ist schlichtweg sensationell. Und sanft, sehr sanft – drei Mal stellt der Meister seine Musiker an diesem Abend ausführlich vor, den vorzüglichen Drummer Rafael Bernardo Gayol beispielsweise als „Prinzen, Priester und Poeten“, und eine der beiden Backgroundsängerinnen spielt nebenbei Harfe.
Der sanfte Weg ist schon immer der des Künstlers Leonard Cohen gewesen. Als Bob Dylan seine Gitarre wütend elektrifizierte und „Like a rolling Stone“ explodieren ließ, als Jimi Hendrx in Woodstock die amerikanische Hymne malträtierte, da beschrieb Leonard Cohen seine Depressionen und seine erotischen Fantasien zur akkurat gezupften Konzertgitarre mit Darmsaiten.
In seiner Konzertdramaturgie spiegelt sich seine Leidenschaft
Bei „Suzanne“ erzeugt Cohen mit geradezu surrealer Hingabe an die Tee, Orangen und Liebe auffahrende Frau Gänsehaut in der Schleyerhalle. Aber dieser nur selten explizit politische Dichter stellt in Stuttgart auch eine Wachheit unter Beweis, die sein behutsam eingerichtetes Refugium aus wunderschönen Liedern nur um so kostbarer macht: Es sei ein Privileg, sich zu einem Konzert versammeln zu können, während Chaos und Dunkelheit die Welt umklammert hielten, sagt Cohen. „Solidarität mit den Bäumen, die Sie so geschätzt haben“ bekundet er dann. Sein Stuttgart-21-Kommentar leitet zum Jubel des Publikums „Anthem“ ein, eine seiner starken, getragenen Hymnen für das Trotzdem, in der unwirklich schöner Sirenengesang der Schwestern Charley und Hattie Webb tatsächlich die Lücken aufreißt, durch die das sehnlich besungene Licht ins Dunkel der Welt zu dringen vermag.
Leonard Cohen betreibt die Versöhnung des Pathos mit der Lakonie seit mehr als vierzig Jahren mit einer kaum zu überbietenden Meisterschaft: Allein die dreieinhalb Stunden währende, schier unglaubliche Präsenz des aufrechten, kniehenden oder auch tänzelnden alten Mannes auf der Bühne der Schleyerhalle ist ein starkes Statement wider den Zynismus einer Welt im Geschwindigkeitswahn. In seiner brillanten Konzertdramaturgie spiegelt sich eine ungebremse Leidenschaft für ein Leben, das keinen Tod mehr zu fürchten braucht: Mit einer seherischen Version von „Take this Walz“ beendet Leonard Cohen den offiziellen Teil eines Konzertereignisses, das daraufhin mit „So long, Marianne“ von neuem beginnt. „Du gingst, als ich dir sagte, ich sei neugierig“, heißt es in diesem Lied, „ich sagte nie, dass ich mutig sei.“
Leonard Cohen hat den Code des Abschieds und der Wiederkehr in seinen Liedern auf eine Weise durchdrungen, die das endgültige Verschwinden von der Bühne glücklicherweise recht schwierig macht. Vorher muss er noch ein für seine Verhältnisse geradezu aufgekratzt ausgelassenes „Closing Time“ geben, ein verwunschen bluesiges „I tried to leave you“ und, ganz zum Schluss, eine andächtige Interpretation eines der tiefsinnigsten und zugleich verschrobensten Liebeslieder der Popgeschichte, das Leonard Cohen 1968 in Gedanken an ein intensiv genutztes Hotelbett geschrieben hat. „Hey, that’s no Way to say Goodbye“, behauptet Leonard Cohen also. Dem ist nichts hinzuzufügen.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... rmeln.html
Concert report form Stuttgarter Zeitung
There is also some discussion about his comment on the trees:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... order=desc
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Fri Oct 08, 2010 9:41 am
by stella s.
wow. This is one of the best reviews I've ever read! Thanks for posting it.
I loved this:
So beseelt, so beglückt singt der heitere Mann mit dem schwarzen Hut in der Stuttgarter Schleyerhalle mit seinem wildledernen Bariton.
This is the big difference to the concerts I've attended back in the 1980's - he seems to be so happy and calm now.
Leonard Cohen hat den Code des Abschieds und der Wiederkehr in seinen Liedern auf eine Weise durchdrungen, die das endgültige Verschwinden von der Bühne glücklicherweise recht schwierig macht.
Let's read this as a prophecy that gives us hope that LC will hit the road again - soon after this tour.
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Fri Oct 08, 2010 10:43 pm
by neo
RING THE BELL
Zunächst bedanke ich mich bei den vielen Leuten, die am Donnerstag und Freitag, nach den hässlichen Ereignissen bei der Demonstration gegen Stuttgart 21 im Schlossgarten, meine Homepage besucht haben, um die 587. Depesche über die Eskalation zu lesen (und im LESERSALON zu kommentieren). So erfährt man, dass nicht jede Arbeit umsonst ist, auch nicht die kleine.
Habe mir am Freitagabend erlaubt, für einige Stunden den Stuttgart-21-Planeten zu verlassen. Leonard Cohen, einer der letzten ehrbaren Männer des weltläufigen Entertainments, war in der Schleyerhalle (Veranstalter: music circus, Dank an Frau Mirjam mit jott).
Was für ein großartiger Sänger, Komponist, Gitarrenspieler. Welche Würde, wenn er vor den Virtuosen seiner achtköpfigen Band den Hut zieht, sich in Demut verneigt vor diesem Können. Gut drei Stunden lang spielte er, wir genossen den wunderbaren Sound der Band, die grandiose Präsenz dieses Sängers. 76 Jahre ist er alt, und er wird uns bleiben.
Mal tänzelt er aus dem Rampenlicht der Bühne, als wollte er den Tricks der Bühnenmagier augenzwinkernd Tribut zollen, mal kniet er auf den Brettern, als wollte er seine ganze Kraft auf kleinstem Raum konzentrieren. Seine Stimme kommt mehr denn je aus der Tiefe eines durch und durch amerikanischen Lebens: "I remember you well in the Chelsea Hotel..." Das alles hat so viel Stil und Gegenwart, dass man sich, wie die Männer der Bühnen-Crew, einen kleinen schwarzen Hut aufsetzen möchte, um ihn vor Mr Cohen zu ziehen.
Es fließt spürbar Energie in dieser Show, so viel, dass die beiden Background-Sängerinnen der Band einmal ein Rad schlagen. Man fühlt sich weit weg von allem, irgendwo außerhalb, fern aller Bierzelt-Widerlichkeiten, die den Charakter heimischer Politik prägen, und dann kommt es doch: Er habe nicht das Recht, sagt Leonard Cohen, sich in fremde Dinge einzumischen, aber er habe gehört, dass der Park abgeholzt wird: Passen Sie auf sich und Ihre Bäume auf! Ein Akt der Solidarität, das Publikum jubelt, und dann singt er uns den
SOUNDTRACK DES TAGES
From Joe Bauer's Blog
Bauers Depeschen
http://www.joebauer.de/de/depeschen.php?sel=20101002
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Fri Oct 08, 2010 10:46 pm
by neo
LEONARD COHEN
Da immer noch diskutiert wird, was Leonard Cohen bei seiner Show vor acht Tagen in der Schleyerhalle zum Thema Stuttgart 21 gesagt hat, stelle ich den Original-Text auf diese Seite. Dieter Walz aus Stuttgart, Besucher der Flaneursalon-Homepage, hat ihn mir freundlicherweise gemailt. Herzlichen Dank! Leonard Cohen und seine Crew waren während ihres Stuttgarter Aufenthals im Hotel Le Meridien, also in unmittelbarer Nähe des Schlossgartens, untergebracht. Deshalb waren sie über die Vorgänge bestens informiert, jedenfalls nachdem ein Musiker der Band geschockt gefragt hatte: Was machen denn die vielen Militärs im Park? Hier Leonard Cohens Stuttgarter Ansage vor dem Song "Anthem":
"Thanks so much friends. Thank you so much for your warm reception here tonight. It's a great honor to play for you and it is a privilege to be able to gather in places like this, on occasions like this, when so much of the world is plunged in chaos and suffering. I have stood on a street with a sense of compassion and solidarity as the trees which you cherished have been destroyed. It is not my right to interfere or or even comment on these municipal affairs, but ring the bells that still can ring, forget your perfect offering, there is a crack in everything, that's how the light gets in..."
ANTHEM
The birds they sang
at the break of day
Start again
I heard them say
Don't dwell on what
has passed away
or what is yet to be.
Ah the wars they will
be fought again
The holy dove
She will be caught again
bought and sold
and bought again
the dove is never free.
Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That's how the light gets in.
[fade out]
Joey Carenza, der Road Manager von Cohen, hat einen Blog. Dort hat er auch seine Stuttgart-Fotos mit Kommentaren veröffentlicht:
NOTES FROM THE ROAD
Da wir "Anthem" schon hatten, heute der ebenso schöne
SOUNDTRACK DES TAGES
again from Joe Bauer's Blog
Bauers Depeschen
http://www.joebauer.de/de/depeschen.php?sel=20101008
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Fri Nov 05, 2010 1:35 am
by Päivi from Finland
Hi all!!
We have been quite too lazy to tell about our experiences in Stuttgart although our experience was something extraordinary in concert and especially BEFORE it!!
Life should never bee too busy to postpone most important feelings concerning our own life!!
Anyway, we were lucky enough to surprisingly stay in the same hotel as the band. And luckyly we met maestro himself with Dino and Roscoe in the silent lobbybar. Photos will be later published!! Oh, we are slow people from Finland and need some months to get brave enough to publish our unique photos that no one else has ever had!
It was a pleasure to celebrate my husbond's 50 years birthday in Stuttgart but we were not able even to imagine, that we would meet Leonard, Dino and Roscoe at next to neighbour -table! Well, well, well! We have to study a little bit to be able to add those historical photos in our thanks designated to Leonard and the band!
Lovely Stuttgart with unhappy old trees! And surprising and lovely session in the lobbybar!! We will never forget it! Greetings to LC, Roscoe and Dino!! Photos will be added later!! There is an anecdot in finnish language: You have to WAIT everything good enough!!

Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Sat Nov 06, 2010 11:13 pm
by Päivi from Finland
Hera are the first part of the historical photos:
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Sat Nov 06, 2010 11:17 pm
by Päivi from Finland
Rest of the pictures in the lobby bar:
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Sat Nov 06, 2010 11:24 pm
by Susy
THANK YOU Paivi
for your beautiful photos

Greetings from Switzerland... Susanne
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Sun Nov 07, 2010 12:07 am
by neo
Great pix! It must have been a great birthday!
Thank you very much for sharing them here Päivi !
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Sun Nov 07, 2010 7:31 am
by MaryB
Wonderful photos! So glad for you. Thank you Paivi!
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Thu Nov 11, 2010 9:11 pm
by Päivi from Finland
Susy wrote:THANK YOU Paivi
for your beautiful photos

Greetings from Switzerland... Susanne
Tahnk You!
Nice that You liked our photos! Ils sont uniques et nous sommes heureux!
Greetings from Finland to Switzerland!
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Thu Nov 11, 2010 9:16 pm
by Päivi from Finland
neo wrote:Great pix! It must have been a great birthday!
Thank you very much for sharing them here Päivi !
Hello, Neo!
Nice to see that somebody has noticed the pictures!
It took one month to send them

So, we were a little bit late in our news from Stuttgart!
Re: CONCERT REPORT: Stuttgart, Germany, Oct. 1, 2010
Posted: Thu Nov 11, 2010 10:04 pm
by sturgess66
Hi Paivi - I just noticed your interesting photos.
Curious expressions from Leonard, Roscoe and Dino.
And you have made me very hungry.
I'm not sure what they were eating but I would like some too!
Thanks for sharing your pictures.